Auch keine Tränen aus Kristall by Foster Alan

Auch keine Tränen aus Kristall by Foster Alan

Autor:Foster, Alan [Foster, Alan]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: WILHELM HEYNE VERLAG
veröffentlicht: 2015-07-29T16:00:00+00:00


Die Ungeheuer aßen täglich dreimal anstatt zweimal. Während sie damit beschäftigt waren, ihr seltsames Mittagsmahl zu beenden, dachte Ryo daran, eine Frage zu stellen, die während der erregenden Prozedur der wechselseitigen Erziehung untergegangen war.

»Wo geht ihr hin, und was werdet ihr tun?«

Sie sahen einander an. »Ich weiß nicht, Ryo«, sagte Luh. »Wir dachten, ihr wäret diejenigen, die unser Schiff angegriffen hatten. Wir hielten euch für Feinde. Man hat uns wie Gefangene behandelt.«

»Bedenkt«, erinnerte sie Ryo, »meine Leute glauben, ihr seid Verbündete der AAnn. Wie anders als Feinde sollten sie euch denn behandeln?«

»Aber das sind wir nicht«, sagte Bonnie. »Besonders wenn du die Wahrheit sprichst, wenn du sagst, dass es AAnn waren, die unser Schiff angegriffen haben.«

Diese Herausforderung seiner Wahrhaftigkeit war Anlass zum Kampf. Er beruhigte sich. Denk daran, sagte er sich, diese Geschöpfe haben nur ganz primitive Vorstellungen von Höflichkeit und allgemeiner Etikette. Sie werden einige Zeit in ihren Wahrnehmungen ebenso schwerfällig sein, wie sie es in ihrer Sprache sind.

»Großer Fehler«, sagte er. »Kosmischer Fehler. Ihr müsst etwas tun. Hier draußen …« – und damit wies er auf den Wald, der sie umgab – »werdet ihr sterben.« Sich selbst bezog er in diese Voraussage nicht mit ein. Das war selbstverständlich.

»Besser hier sterben«, sagte Luh mit rauer Stimme, »als in Gefangenschaft, wo man an uns herumstochert und uns betastet wie ein Ausstellungsstück in einem Zoo.«

»Dafür besteht keine Notwendigkeit«, sagte Ryo ermutigend. »Dummer Fehler. Dummheit, die in ihrer Größenordnung der anderen Dummheit entspricht. Wir müssen zurückkehren. Ich kann alles erklären. Ich kann für euch übersetzen. Wenn Fehler von mir erklärt wird, wird er allen klar sein. Wir werden Freunde sein, Verbündete, nicht Feinde.«

»Ich weiß nicht …« Luh machte eine Geste der Unschlüssigkeit dritten Grades. »So, wie man uns behandelt hat …«

»Hat man euch getötet? Seid ihr tot?«

»Nein, wir sind nicht tot. Man hat uns einigermaßen gut gefüttert.« Er machte eine Gesichtsgeste milden Ekels.

»Weitere Fehler. Ich muss zurückkehren und alle Fehler erklären.« Ryo appellierte mit Gesten an sie. »Vertraut mir. Ich werde alles erklären.«

»Wir würden ewig durch diesen Wald wandern, nur um unsere Freiheit zu bewahren«, erklärte ihm Luh.

»Kein logisches Ziel«, konterte Ryo. »Und dann ist da noch ein Faktor.« Vielleicht war der nicht selbstverständlich, dachte er. »Ich … meine Leute – Thranx – können nicht lange kaltes Wetter ertragen.« Er hatte in den letzten paar Nächten verspürt, wie sein Kreislauf langsamer geworden war. »Ich werde sicherlich sterben. Werdet ihr mich töten, um eure Freiheit zu bewahren, was in sich kein logisches Ende ist?« So, dachte er und lehnte sich an den Baumstamm. Da liegt der wirkliche Test. Jetzt würde er erfahren, wie zivilisiert sie wirklich waren.

»Das meiste von dem, was du sagst, ist wahr«, erklärte Bonnie schließlich. »Wir möchten nicht gern für deinen Tod verantwortlich sein. Wir haben darauf geachtet, nicht zu töten. Noch nicht. Du bist ein Freund gewesen. Hier liegen Missverständnisse vor. Auf beiden Seiten.« Sie blickte zu Luh auf, und einen Augenblick lang dachte Ryo, dass sie auch telepathisch veranlagt sein könnten.

»Freunde sprechen die Wahrheit«, erklärte sie dann. »Wir werden mit dir zurückgehen.



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